3 Gründe, warum Briefeschreiben total angesagt ist!
Seit über 20 Jahren stehe ich mit meiner Schulfreundin in klassischem Briefkontakt. Das Briefeschreiben ist bei uns noch „in“. Einen dieser altmodischen dicken Luftpostumschläge aus dem Briefkasten zu fischen, um Neues aus ihrem Leben zu erfahren, lässt mein Herz höher schlagen! Manchmal wird eine ‘organisatorische’ Email oder What’s App („Brief eingeworfen!“) dazwischen geschoben, aber das Wichtigste kommt handgeschrieben durch die Feder.
“Du schreibst noch Briefe? Hat Deine Freundin kein Email?”
Diesen Satz höre ich öfter, wenn ich von meiner besonderen Freundschaft am anderen Ende der Welt erzähle. Und klar, hat sie Email. Aber unsere Brieffreundschaft hat im Studium angefangen, als ein innerdeutsches Ferngespräch unter Frauen noch ein Vermögen kosten konnte. Inzwischen hat die geschenkte Stunde mit Papier und Stift für mich Therapiewert.
Ein Gesamtkunstwerk
Ich gebe zu, ich inszeniere das Briefeschreiben. Manchmal gelingt es mir in einem Café einen schönen Fensterplatz zu ergattern und hoffe dabei insgeheim, dass mich viele Menschen beobachten und innenhalten (‘Ohoo, wie romantisch!’). Oder ich warte bis meine Familie außer Haus ist und setze mich an mein Küchenfenster. Ich brauche Tageslicht und einen guten Stift. Das Papier ist mir nicht so wichtig, ganz im Gegenteil. Ich finde es schön, wenn Papier noch etwas anderes hergibt. Ein Notizblock aus einem Hotel, ein Fehldruck meiner Arbeit oder eine kleine Kinderkritzelei an der Ecke. Wenn man sich eine richtige Aufteilung von Worten und Zeilen überlegt, entsteht ein Kunstwerk.
Briefe schreiben ist Retro und deshalb total in!
Briefeschreiben – eine gute Übung
Im Gegensatz zu einer Email fehlen dem Fehlerteufel bei der Handschrift Korrekturprogramme und Rechtschreibprüfungen. Bevor ich also loslege, lese ich noch einmal den letzten Brief meiner Freundin und mache mir Notizen. Meine Gedanken ordne ich erst grob, gebe ihnen dann freien Lauf. Oft schreibe ich, wie ich auch erzählen würde – und bin am Ende ganz erstaunt über mein Zwiegespräch. Ich fühle mich geordnet und sortiert, wie nach einer Runde Sport.
Ein Archiv
Zu meinem letzten Geburtstag bekam ich von meiner Freundin eine gebundene Ausgabe von Kopien meiner Briefe der letzten 20 Jahre geschenkt. Eine wunderschöne Idee, denn es ist eine Erinnerung aus erster Hand. Nicht alles will man unbedingt nochmal lesen. Aber ist es nicht wunderbar, wenn man über viele, oft verblasste Erinnerungen und Sorgen dann doch nochmal herzlich schmunzeln kann?
Wer sich also nach Langsamkeit, nach Entschleunigung und Ruhe sehnt, sollte mal wieder einen Brief schreiben. Eine ohfamoose Sache!
Text: Melanie Blankenstein
Fotos: unsplash (Green Chameleon & Jerry Kiesewetter)
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